... meine Rezensionen

Alleingang [Kindle Edition]

von "Dariana"

 

Klappentext / Kurzbeschreibung
FBI-Agentin auf Ihrem Heimflug wird von der Entführung der Maschine überrascht.

 

 

Inhalt und Umsetzung
Das Handwerkliche in dieser Kurzgeschichte von Frau (?) "Dariana" ist sehr löblich zu nennen: Orthographie, Interpunktion und Grammatik sind einem sorgsamen Korrektorat unterzogen worden. Lediglich wenige Dinge sind mir aufgefallen, die ich erwähnen möchte:
Die Autorin hat den Hang dazu, Fehler im Tempus (normalerweise dritte Person Singular, im Präteritum) zu machen:
"Ein Routinefall und der erste gemeinsame Auftrag der beiden, die sich zuvor noch nie begegnet waren und es wahrscheinlich auch nie wieder werden."
Dazu kommen hin und wieder Fehler in der Zeichensetzung:
"[...] ja wir wissen schon Bescheid"! Sagte am anderen Ende Mike [...]"

Weiter vorn hatte ich von Korrektorat gesprochen. Nicht von Lektorat - denn ich gehe nicht davon aus, dass eines stattgefunden hat.
Die Geschichte um die FBI-Agentin ähnelt in meinen Augen sehr einem unfertigen Plot voller logischer Löcher und nicht zu Ende gedachter Handlungen.

Die Autorin konfrontiert ihre Agentin Sarah zusammen mit ihrem neuen Kollege Joe mit einer Flugzeugentführung.
Das erste, was der Protagonistin einfällt (übrigens "nett" unterlegt von Joe: "Doch wo war Sarah? Sie hatte blitzschnell reagiert und sich unter ihrem Sitz versteckt - bei ihrer Figur kein Problem.") ist, sich durch den Boden hindurch in die Gepäckaufbewahrung zu stehlen. Soweit so gut. (Nee, ehrlich. Das mag ja noch im Rahmen des Möglichen liegen. Glaub ich zwar nicht, aber wann fliegt Otto-Normal-Verbraucher schon mit ner 747, und mit der Prämisse zu schauen, wie er auf dem schnellsten Weg zu seinen Gepäckstücken gelangen kann?)
Und was findet die gewitzte Agentin in ihrem Koffer?
Mal abgesehen von der Standard-Agenten-Ausrüstung ("Tonbandgerät, mobiles Faxgerät, Minibohrer, mehrere Vergrößerungsgläser [...]") natürlich auch eine Wumme. Und das auf einem Flug zwischen San Diego und New York - zu Zeiten der paranoiden US Amerikaner. (Aber hey: es ist eine Agentin ... die durfte bestimmt ...)

Nun ja. Von den Unstimmigkeiten mal abgesehen, fehlt einfach die Nähe zur (übermenschlich perfekten) Protagonistin. Eine Szene folgt der anderen, eine Handlung jagt die nächste. Aber nichts von dem was passiert, interessiert mich wirklich. Ich werde als Leser nirgendwo abgeholt. Im Gegenteil: die Einführung der Protagonistin schreckt mich viel mehr ab, denn sie beschränkt sich auf Klischees und Äußerlichkeiten:
"[...] Keiner der sich um sie sorgte, wenn sie einen der vielen FBI-Fälle löste und oft genug ihr Leben riskierte [...] Sie war elegant und doch sportlich gekleidet - keine Geheimdienst typische Sonnenbrille - aber doch eine gewisse Strenge ausstrahlend, saß sie auf ihrem Fensterplatz."
Und auch die Einführung des zweiten Protagonisten - Joe - ist ... oberflächlich:
"Sie dachte über ihn nach. Mitte dreißig, kurze blonde Haare, sportlicher Anzug, Sonnenbrille, ruhig und ausgeglichen - ein Mann auf den die Frauen stehen - keine Spur von Nervosität."
Da hätte ich mir etwas mehr Tiefe gewünscht, selbst wenn man bedenkt, dass es sich um eine Kurzgeschichte handelt. Mich wundert jedenfalls, dass sich Sarah (immerhin Agentin) als erstes (und fast ausschließlich) aufs Äußere stürzt.
Für mein Verständnis habe ich also zwei Abziehbilder (bitte entschuldigen Sie, liebe Autorin) kennengelernt, die mich absolut nicht interessieren und durch eine mäßig spannende Handlung geführt werden.

Das Ende der Geschichte hat mich ebenso wenig überzeugt:
(Achtung SPOILER!)
Ich bin mir nicht mal sicher, ob ich es richtig verstanden habe, aber wie hat Sarah das Leben der Passagiere gerettet? Ist sie mit der Bombe davongerannt? (Dann dürfte sie die Detonation wohl kaum länger als Mikrosekunden "überlebt" haben.)
Oder ist die Bombe in der Maschine hochgegangen? Dann wären aber die Passagiere ziemlich schnell ziemlich tot gewesen und der Satz: "[...] doch Sarah ist nun mal was ganz besonderes." wäre obsolet.
(SPOILER ENDE)

 

Fazit
Handwerklich löblicher, aber von der Handlung her eher unbefriedigender Agenten-Kurz-Thriller. Hat mich nicht überzeugt, sorry. (Vielleicht handelt es sich auch um einen Text, der sich augenzwinkernd seiner Klischees nähern soll? Dann habe ich ihn allerdings nicht verstanden. Auch in diesem Fall: sorry)