... meine Rezensionen

Das schwarze Loch [Kindle Edition]

von Michael Niggemann

 

Klappentext / Kurzbeschreibung

Dieser Thriller erzählt von dem Missbrauch an einem 5 jährigen Jungen im Jahr 1969. Seine Seele schützt Ihn und verbirgt den Jungen 39 Jahre in einem schwarzen Loch. In einer Therapie erfährt er die Wahrheit.
Vom Leben entkräftet übernimmt sein Dämon die Führung der gespaltenen Persönlichkeit. Er will Rache.
Nach einem sehr unheimlichen Anruf werden durch die Soko Dortmund sieben bestialisch zugerichtete Leichen in einer verlassenen Arbeitersiedlung gefunden. Der leitende Profiler gibt der Soko den Titel „das schwarze Loch“. Es beginnt ein Psychokrieg zwischen Polizei und einem Phantom. Das schwarze Loch, das Phantom, vernichtet auf seinem Rachefeldzug alles was sich in seinen Weg stellt. Und es erreicht sein Ziel.
In einem vernichtendem Finale in der verlassenen Arbeitersiedlung wird es nur Verlierer geben.

 

 

Inhalt und Umsetzung

Eine Bemerkung vorweg: wenn mir Werke in die Hande fallen, von denen ich annehmen muss, dass sie von ambitionierten Indieautoren stammen, dann halte ich mich ganz bewusst mit Sarkasmus oder Ironie zurück. Ebenso möchte ich meine entsprechenden Rezensionen in solchen Fällen nicht als "grundloses Niedermachen" verstanden wissen. Ich bin davon überzeugt, dass jeder Text, der von einem Autor verfasst wird Arbeit und Mühe macht. Ebenso braucht es Mut, seine Texte der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Und es braucht ein hartes Fell, die negativen Kritiken der Leserschaft zu ertragen.

 

So.

Fangen wir an.

Als erstes fällt das Querformat des E-Book-Covers auf. Das habe ich schon bei anderen Veröffentlichungen gesehen und es irritiert mich jedes Mal.

Dann fehlt der Titel auf dem Cover. Ein verpixeltes Foto eines Brunnens (?) schmückt den viruellen Einband. Darin sind zwei rote Flecken zu sehen - ich nehme an, dass das Augen sein sollen.

Da könnte also schon mal nachgearbeitet werden.

 

Schlage ich also das Buch auf.

Hier fällt sofort die eigenartige Formatierung auf. Eine Schrift, die an Schreibmaschine erinnert, ist sicherlich Geschmacksfrage - ich selbst störe mich nicht daran. Was mich hingegen schon wieder irritiert ist die eigenartige Formatierung der Umlaute (ä, ü, ö) sowie des ß. Sie scheinen wie in Fettschrift geschrieben zu sein. Das stört mich dann doch beim Lesen.

Schriftformen wie Times New Roman oder Arial könnten das Problem lösen.

 

Die Schriftgröße scheint sich an Standardseiten zu orientieren. Das ist soweit ebenfalls in Ordnung, sorgt aber dafür, dass die (von Amazon) auf 192 Seiten als sehr großzügig angesehen werden sollten.

 

Komme ich zum einleitenden Kapitel:

Der Schreibstil ist einfach gehalten, von ständigen Wortwiederholungen durchsetzt.

Ich habe mir die Freiheit genommen, die auffälligsten Wiederholungen zu zählen (Positionen 5 bis 127):

"Der fünfjährige Mike Nordmann", wahlweise "der 5 jährige Mike Nordmann": drei Mal (dazu kommen ähnliche Varianten, die den Leser das Alter des Jungen nicht vergessen lassen.)

"Mike Nordmann": fünf Mal (die Male, die oben bereits gezählt wurden, sind außen vor gelassen)

Der Vorname des Kindes hingegen steht niemals für sich alleine.

"Angst": neun Mal

"Mut": drei Mal

Es exisiteren keine Synonyme, leider. Dabei stehen entsprechende Datenbanken kostenfrei online zur Verfügung.

 

Dazu kommen weitere Wortwiederholungen:

"Mike Nordmann musste ca. einen Meter vom Sicherungskasten entfernt sein und tastete, die Arme lang nach vorne gestreckt, nach dem Weg zum Sicherungskasten." [Anmerkung: "ca." schreibt man in Texten aus oder ersetzt es durch "etwa"]

 

Darüber hinaus finden sich eigenartige Satzkonstruktionen:

"Das letzte was ihn seine Seele fühlen ließ, war sein Pippi, das warm an seinen Beinen herunterlief und sich zu einer Pfütze auf dem PVC Boden bildete und seine kalten, nackten, Füße bedeckte."

"Es war 3:00 Uhr, 1969, dann fiel der 5 jährige Mike Nordmann aus Schutz seiner Seele in ein tiefes, schwarzes Loch."

 

Das Manuskript (ich nenne den Text nicht Roman - dafür ist er noch weit zu unausgereift) ist in der dritten Person Singular, Präsens gehalten.

Leider tauchen bereits im ersten Kapitel Fehler im Tempus auf:

"Die Eltern feiern in in der Nachbarwohnung mit Nachbarn [vgl. auch Kritikpunkt Wortwiederholung]. Das passierte öfter. Und sehr oft [Wortwiederholung] hatten die Kinder Angst."

 

Die hohe Fehlerdichte in der Orhtographie und Interpunktion sollte aus den Zitaten bereits ersichtlich sein. Ebenfalls tritt es gehäuft auf, dass Kommata durch zwei Leerzeichen "umrandet" werden:

"[...] und er den Mantel , Leder, an seiner Hand spürte." [Zudem Tempusfehler]

"[...] sieht er die fremde Kontur vor sich ."

"Niemand hörte seine Schreie , sein [...]" [auch Tempusfehler]

 

Dazu kommt noch eine inhaltliche Ungenauigkeit:

"In der Physik fällt ein Körper in freien Fall 6 Meter pro Sekunde."

Nein. Es ist eine Beschleunigung von 9,81 m/s².

Die maximale Geschwindigkeit (limitiert durch Reibungskräfte und die zur Verfügung stehende "Strecke") liegt also weit darüber.

Den bisher bestehenden Geschwindigkeitsrekord im Freien Fall hält Felix Baumgartner seit dem 14. Oktober 2012, nachdem er nach einem Sprung aus gut 39 km eine Maximalgeschwindigkeit von etwa 1342 km/h (Mach 1,24) erreicht hat. (Quelle Wiki)

 

Das Layout ist im Blocksatz gehalten. Manchmal treten Unachtsamkeiten auf, so dass mitten im Satz ein Zeilensprung auftritt:

"Dann hört er nur noch das klacken aus dem Sicherungskasten und es ist pechschwarz und dunkel um

Ihn herum."

 

Nach Beendigung der Lektüre des ersten Kapitels hatte ich noch gehofft, dass der Sprachstil etwas mit dem Kind zu tun hat. Quasi um den Jungen zu charakterisieren. Das hätte seine Berechtigung gehabt, und ich hätte es für einen ausgesprochen eleganten Kniff gehalten.

Aber dem ist leider nicht so.

Der weitere Text ähnelt sich in den Wiederholungen und in der einfachen Sprache.

 

Mike wacht 39 Jahre später neben seiner Freundin Sandra auf:

"In einer Nacht im Februar 2008 (39 Jahre später nach 1969) wacht der 43 jährige Mike Nordmann voller Panik auf."

 

Eine halbe Seite später treten erneut inflationär Wortwiederholungen auf, garniert mit einem interessanten (und unglaubwürdigen) Vergleich:

"Die Augen schmerzen von innen. Sie stechen von innen. Wie ein Teppichmesser, das mit seiner scharfen Klinge die Augen von innen heraus schneidet. Der Kopf ist schwer wie Beton und er hat das Gefühl, der Hals und sein Nacken halten den Kopf nicht mehr. Sein Nacken schmerzt. [...] All diese Schmerzen vereinen sich zu einem Hauptschmerz."

 

Parallel zu Mike wird offenbar die Geschichte der Oberkommissarin Katja Berg erzählt. Sie bekommt einen ominösen, kafkaesken Anruf.

Die Reaktion der Kpmmissarin auf den "Spinner", ist hochgradig unglaubwürdig, da sie hoffentlich schon einige Dienstjahre hinter sich hat:

"Katja Berg hatte einen trockenen Mund und Hals. Sie spürte wie Ihr der Angstschweiß ausbrach. Sie hatte den Mitschnitt Knopf instinktiv gedrückt.

Sie quetschte und würgte die folgenden Worte heraus."

 

Die wörtliche Rede wird in diesem Manuskript in Kursivschrift gehalten. Das ist sehr unüblich, da die kursive Formatierung meist für die Gedanken der Protagonisten herangezogen wird.

 

 

Um ehrlich zu sein habe ich es nach dem Telefonat aufgegeben, mich weiterhin mit Mike und Katja auseinanderzusetzen.

 

Dieses Manuskript braucht sehr viel Nachbearbeitung, bis es lesbar sein wird. Es ist wirklich schade, dass ich es nicht anders sagen kann, aber der Roman ist schlichtweg unlesbar. Es tut mir leid.

 

.

 

Lieber Herr Niggemann,

 

dieses Manuskript ist in seiner derzeitigen Form schlichtweg unzumutbar. Ich bitte Sie darum, es lektorieren zu lassen. Eventuell wäre es wohl sogar besser, es von der Onlineplattform Amazon herunterzunehmen, bis dies geschehen ist. Es ist sehr damit zu rechnen, dass Sie in nächster Zeit häufig Rückmeldung von verärgerten Lesern erhalten werden.

 

 

Fazit

Ich habe es aufgegeben ... (und das passiert nicht oft).

 

  

Kaum stand die Rezension online, schon gab es Feedback. Und über Feedback freue ich mich immer sehr.

Prinzipiell lade ich die Kommentare nicht auf meine Seite hoch, aber manchmal mache ich Ausnahmen. Hier lohnt es sich.

Denn Herr Grießbach katapultiert sich langsam in den Fokus meiner Aufmerksamkeit. Vergleichen Sie dazu bitte auch die Kommentare zu meiner Rezension zur Kurzgeschichte "FLUCHT (HorrorThriller)" von Simon Hill.

 

 

Ersteintrag: 29.10.2012 23:57:17 GMT+01:00
Heiko Grießbach meint: Super!
Nur eine kleine Anmerkung zum quadratischen Cover: Ich verwende es auch, es schafft einfach Aufmerksamkeit. Ist aber sicherlich Geschmackssache.
Gruß
.
 
 
Ihr Eintrag, Antwort auf einen früheren Eintrag vom 30.10.2012 00:16:24 GMT+01:00
Zuletzt von Ihnen geändert vor Vor 13 Stunden
Nephthys meint:
Hallo Heiko,

ja, ich weiß, dass Sie ungewöhnliche Covers bevorzugen - ich habe bereits eines Ihrer Bücher
;-)
(Rezi folgt wahrscheinlich die Tage)

Und danke für Ihr Lob :-)

Grüße

Nephthys
.
(Quelle: http://www.amazon.de/review/R3FFD3KTU67QI9/ref=cm_aya_cmt?ie=UTF8&ASIN=B009P9D6Y4#wasThisHelpful)

 

 

Und es stimmt. Ich habe "Vergeltung" [Kindle Edition] von Heiko Grießbach bereits am 27. Oktober 2012 gekauft.