... meine Rezensionen

Tote Stimmen

von Steve Mosby

 

Klappentext

"In einer britischen Großstadt treibt ein perfider Killer sein Unwesen. Er überwältigt junge Frauen, fesselt sie an ihr Bett und schickt deren Familien und Freunden E-Mails und SMS mit denen er sie in dem Glauben wiegt, alles sei in bester Ordnung. Erst kurz bevor die Opfer schließlich verdursten, kommen Anrufe, in denen eine schwache, kaum verständliche Stimme „Hilf mir, hilf mir!“ fleht. Doch dann ist es schon zu spät."

 

 

Inhalt und Umsetzung

Dieses Buch wird größtenteils aus der Sicht von Dave, einem Journalisten, geschrieben. Er arbeitet für eine Art des „Sceptical Inquirer“, in dessen Auftrag er versucht Scharlatanen das Handwerk zu legen. Privat ist er uninteressiert an dem Schicksal seiner Mitmenschen. Vor allem seinen (Ex-)Freundinnen schenkt er keine große Beachtung – obwohl er ihnen natürlich etwas anderes erzählt.

(An dieser Stelle frage ich mich: wer bitte schön hält denn schon Kontakt zu den Exen? Sind doch wohl die wenigsten ...)

Als eine seiner Freundinnen dem Täter zum Opfer fällt, quälen ihn erst ein schlechtes Gewissen und anschließend der Täter. Er zwingt Dave dazu den Verdacht auf sich selbst zu lenken. Die Polizei tappt (natürlich) im Dunkeln, wird aber bald auf Dave aufmerksam.

 

Als Nebenhandlung war Dave bei einem vermeintlichen Mord dabei, der von Kumpels einer weiteren Ex ausgeführt wurde. Sie wollten die misshandelte Frau rächen, die von ihrem Freund geschlagen wurde. Als Dave aufgrund der Tat an der ersten Freundin zur Vernehmung geladen wurde, wird dies von den Kumpels missverstanden und sie fürchten den Verrat von Dave. Daraufhin tauchen sie immer wieder in der Geschichte auf, um ihn davor zu warnen „Dummheiten“ zu machen und sie an die Cops zu verkaufen.

 

Die meisten Kapitel werden aus der Sicht von Dave erzählt. Ich persönlich liebe die Ich-Perspektive. Aber das ist wohl Geschmackssache.

Die Handlung war unterhaltsam genug, dass man sich durch die knapp 400 Seiten arbeiten kann, ohne wirklich den Drang zu verspüren, das Buch auf Nimmerwiedersehen zu zu klappen. Das einführende Kapitel fand ich sogar außergewöhnlich spannend verfasst. Leider schafft es Mosby nicht, diese Spannung bis zum Ende zu halten.

 

Im Klappentext wird von „gnadenlosem Scharfblick“ und „Abgründe der menschlichen Seele“ gesprochen. Nun ja. Wie „gnadenlos scharfsinnig“ Mosby darin ist, zu erzählen, dass sich Menschen nicht umeinander kümmern? Sein Held Dave scheint jedenfalls von der Sorte zu sein, „aus dem Auge, aus dem Sinn“ garniert mit einer großen Portion „ach, ich rufe morgen an“ und er ist sich dessen auch bewusst. Ist aber nicht wirklich in der Lage dazu, sich gegen sich selbst aufzulehnen. Das übernimmt im Laufe der Handlung sozusagen der Killer für ihn. So gesehen zeichnet Mosby tatsächlich ein verbreitetes Problem in den Großstädten nach.

 

Und der Killer? Er tötet vordergründig nicht weil er daraus einen Vorteil ziehen könnte. Weder Materiell noch sonst wie. Er begründet seine Morde damit, dass die „Freunde“ der Opfer jederzeit die Opfer retten könnten, wenn sie doch auf die Idee kämen, Kontakte über SMS und E-Mail hinaus zu halten. Objektiv betrachtet würde ein einfacher Anruf ausreichen. Ganz zu schweigen von einem Besuch auf einen Kaffee. Seine Morde sind gemein. Ja. Das sind sie in Thrillern aber immer. Das gehört irgendwie zum Geschäft. Aber spätestens nach „Sieben“ (oder der zweiten Leiche im Buch) hält sich mein Empfinden für das Opfer durch verdursten/verhungern in Grenzen.

Aber ist das alles zusammengenommen gleich ein Abgrund? Wohl nicht. Und wichtiger noch: Reicht dieser Einstieg, um einen packenden Thriller zu verfassen?

Jain. Es war streckenweise spannend, Dave über die Schulter zu schauen. Aber gegen Ende kämpfen er und der Killer gegen altbekannte Klischees.

 

 

Fazit

Solide Unterhaltung. Nicht weniger – aber auch nicht mehr.

In spätestens einem Monat werde ich aber wohl nicht mehr wissen, worum es überhaupt ging ...