The Interview

 

Ein paar Worte vorweg

Es muss ja sein. Frau muss ihn gesehen haben.

Nachdem The Interview im Vorfeld zu einem ordentlichen Shitstorm Seitens des nordkoreanischen Staatsoberhauptes Kim Jong-un geführt hat, der in dem Vergleich des US-Präsidenten Obama mit einem primatischen Verwandten gipfelte, hat sich Sony dafür entschieden, den Film (selbstverfreilicht kostenpflichtig) online zu stellen, noch ehe er weltweit in den Kinos ausgewertet (sprich: in klingende Münze umgewandelt) werden konnte.

(Wobei: hätte der Verleiher nach dem Hackerangriff überhaupt eine Wahl gehabt?)

Der Film hat also ordentlich Wellen geschlagen. Aber was ist wirklich dran an dem Streifen?
Muss man ihn gesehen haben?

 

 

Inhalt und Umsetzung

Dave Skylark (James Franco, Spider-man 2 + 3, Das ist das Ende) ist der Moderator der erfolgreichen Talkshow „Skylark tonight“. Eines Tages wird ihm und seinem Produzenten/Freund Aaron Rapaport (Seth Rogen, Das ist das Ende) die Möglichkeit geboten, den nordkoreanischen Diktator Kim Jong-un (Randall Park) zu interviewen. Noch bevor die beiden die Reise antreten können, tritt das CIA auf den Plan, um vorzuschlagen, bei der Gelegenheit doch einfach mal den unliebsamen Diktator ins Jenseits zu befördern.

Zu Beginn noch Feuer und Flamme, plagen Skylark erste Zweifel an dem Vorhaben, als er Zeit mit Kim Jong-un verbringt …

Sehr viel mehr ist gar nicht zu sagen: zwei Chaoten fliegen (nach über einer halben Stunde endlich) nach Nordkorea und versuchen das dortige Staatsoberhaupt zu ermorden.

Wer Das ist das Ende gesehen hat, weiß so ungefähr, was ihn die insgesamt zwei Stunden lang erwarten wird. Vor Allem fällt The Interview durch seine spätpubertären Fekalspäßchen auf. Hier macht sich einer in die Hose, dort führt sich ein anderer ein technisches Gerät in der Größe einer kleinen Kokosnuss in das Rektum ein. An wieder anderer Stelle wird sich über eine halbherzige Erektion mokiert und über die Manipulationsfähigkeit des weiblichen Geschlechtes philosophiert.

Alles in Allem sind das Ansätze, die sich gut bei einer Flasche Bier ertragen lassen. Dummerweise trinke ich aber keinen Alkohol.

 

Daran wird’s dann wohl auch gelegen haben, dass es nur wenige Szenen gab, an denen sich meine Mundwinkel gehoben haben. Ein Mal, als sich Skylark dazu hinreißen lässt, einzuräumen, dass es der „american way“ wäre, irgendwo mit Waffen aufzuschlagen und auf diese Weise sämtliche Probleme zu lösen. Ebenfalls ein lohnenswerter Moment ist das Interview an sich, als sich Skylarks Fragen endlich auf das Wesentliche konzentrieren – wenn nur das anschließende Gesinge nicht gewesen wäre …

Es werden hin und wieder sogar die eklatanten Menschenrechtsverletzungen und Hungersnöte in Nordkorea angesprochen. Leider gehen diese berechtigten Kritikpunkte schnell – und da haben wir es schon wieder – in der Kleinkindkomik unter.

Man merkt dem Streifen an, dass eine nicht geringe Menge an Geldern geflossen ist. Die CGI macht einen hervorragenden Job und die Sets sind glaubhaft (sofern man das als Mitteleuropäer überhaupt beurteilen kann … sagen wir: der Mitteleuropäer stellt sich Nordkorea in etwa so vor, wie dargeboten). Kein Wunder also, dass Sony darauf angewiesen ist, dass die Ausgaben wieder zurückfließen.

Dass der wirkliche Kim Jong-un über den Film not amused ist, trägt einen nicht geringen Teil dazu bei. Sind wir mal ehrlich: hätte er sich nicht über die Veröffentlichung echauffiert, wäre nix passiert und der Film hätte großes Glück haben müssen, um überhaupt zur Kenntnis genommen zu werden.

Klar, ein real existierender Mensch wird in der „besten“ Tradition des Niveaulimbos verulkt. Klar, dass das diese real existierende Person das nicht sonderlich spaßig findet. Ebenfalls klar, wäre es ein anderes real existierendes Staatsoberhaupt gewesen, wären auch hier Proteste zu erwarten gewesen. Unter dem Teaser auf Youtube wurde gar prophezeit, dass Obama gar Schreckliches mit den Filmemachern angestellt hätte, hätten sie es sich gewagt, ihn fiktiv ermorden zu lassen. Nun ja. Aber in dem Fall hinkten die Vergleiche wie nach einem Hexenschuss. Hätte Nordkorea einen Film in Auftrag gegeben, in dem der US-Präsident (oder Merkel, Hollande …) das zeitliche Segnen soll, dann wäre ein Schuh draus geworden. Und wer weiß? Vielleicht gibt es einen solchen Streifen ja schon, oder wird jetzt, da eine Inspiration vorliegt, noch nachgeholt. Aber wen würde es jucken?

Ungefähr genauso viele, wie im Fall dieses Videos, nehme ich an.

Ist letzten Endes ja auch egal.

Die publicity ist jedenfalls unschlagbar. Nach dem Aufschrei der nordkoreanischen Regierung nebst dem Hackerangriff, der ihr ebenfalls zugeschrieben wird, ist es fast schon ein no-go, den Film nicht gesehen zu haben. Meinungsfreiheit und so.

Das wird Sony sicherlich ausnutzen.

Btw.: wie antwortete schon Tucholsky auf die Frage danach, was Satire dürfe? „Alles.“

 

 

Fazit

Tatsache ist: der Film ist technisch hervorragend, inhaltlich interessant, aber in seiner pubertären Umsetzung eher eine Zumutung. Kein Vergleich zu feinsinnigen Klassikern wie Der große Diktator.

 

08.01.2015