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Kleinstadtvampire (Ein Kurz-Krimi) [Kindle Edition]

von André Klein

 

Klappentext / Kurzbeschreibung
In einem heruntergekommenen Haus am Rande einer Kleinstadt wurde eine Leiche gefunden. Folgen Sie Kommissar Harald Baumgartner und seiner Kollegin Katharina Momsen auf den Spuren eines mysteriösen Todesfalls.

 


Inhalt und Umsetzung

Wie der Zufall so spielt ...
Vor einigen Stunden hatte ich "Frischer Fang" von André Klein gelesen und als ich gerade meine Kindle-"App" durchforstet habe, fand ich heraus, dass ich mir vor Tagen bereits "Kleinstadtvampire" vom gleichen Autor heruntergeladen hatte.

Genau wie in "Frischer Fang" sind auch hier die einzelnen Kapitel mit grau gehaltenen Abbildungen (Tuschezeichnungen?) verziert worden. Die Bilder überzeugen mich nach wie vor nicht, da sie recht einfach, fast schon abstrakt gehalten sind. Aber ganz besonders Kunst ist ja bekanntlich Geschmackssache.
Ich finde die Idee an sich jedoch großartig. Da können sich andere Autoren durchaus etwas abgucken. Zumal die Grautöne sogar auf Kindle-Geräten zur Geltung kommen.

Auch hier gilt:
Auf der ersten Seite wird erwähnt, dass das Werk ursprünglich als Lernkrimi (unter anderem Namen) erschienen ist. Im weltweiten Netz ist zu lesen, dass sich hinter der im Buch angegebenen Internetadresse ein Vertreiber für E-Books verbirgt, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Sprachen zu lehren.

Das Handwerkliche stimmt auch in diesem E-Book des Herrn Klein:
Orthographie, Interpunktion und Grammatik sind löblich zu nennen.
Manchmal kommt es zu Unachtsamkeiten:
So wird Photo noch nach alter Orthographie geschrieben.
Ein Mal fehlt ein Punkt: "Nicht, dass ich wü.."
So, wie in "Frischer Fang" auch, ist der Umgang mit den "drei Punkten" nicht immer korrekt: "Nein, ich meine...doch, natürlich!"
In einem Fall habe ich ein überzähliges Leerzeichen gefunden.
Alles in allem sind das aber Lappalien und stören den Lesefluss in keinster Weise.
Es wird die dritte Person Singular im Präteritum verwendet.
Das Layout ist im Blocksatz gehalten. Leider wird diese Formatierung auch hier nicht konsequent durchgehalten.

Der Autor verzichtet weitestgehend auf Schachtelsätze, was dem Umstand geschuldet sein dürfte, dass der Kurz-Krimi ursprünglich als "Lehrbuch" für Fremdsprachen gedacht war:
"Das Haus stand am Ende eines langen Waldweges. Die Fenster waren eingeschlagen und im Dach klafften große Löcher. Es schüttete aus allen Wolken."
Dieser Sprachstil verleiht dem Buch in meinen Augen einen naiven Grundtenor, was ich nicht negativ meine.
Manchmal exisiteren eigenartige Formulierungen:
"Herr Wernickes Augen sprangen durch den Raum."

Worum geht es?
Kommissar Harald Baumgartner und Kommissarin Katharina Momsen werden zu einem Tatort (ein altes, verlassenes Haus) gerufen und finden - obwohl die Spurensicherung bereits tätig gewesen war - eine SIM-Card.
Die Spurensicherung - repräsentiert durch Schabowski - klärt die Kommissare darüber auf, dass die männliche Leiche an einem Herzstillstand gestorben ist. Zudem sind am Hals der Leiche zwei Wunden am Hals der Leiche zu sehen.
(Ich frage mich, ob Schabowski der gleiche Pathologe ist, wie Grabwski in "Frische Fische" - und es sich um einen "Namendreher" handelt. Aber das ist nur eine Überlegung am Rande. Damit meine Neugierde befriedigt werden kann, würde ich mich jedenfalls über eine Rückmeldung durch den Autoren freuen.)

Der Kurz-Krimi lebt in erster Linie durch seine Protagonisten.
Sie scheinen schon eine geraume Weile miteinander zu arbeiten und so ist der Umgangston entspannt:
""Ach so, der Zeuge", sagte Katharina und drehte die Heizung höher. "Warum ist es immer so kalt in deiner Karre?""
Kommissarin Mommsen hat offenbar einen technisch versierten Neffen, er ihr mit der SIM-Card weiterhelfen konnte. Der selbe Neffe hatte der Kommissarin übrigens im Krimi "Frischer Fang" bereits einmal mit seinem Wissen weitergeholfen. Es ist ein charmanter Einfall, den Protagonisten einer Kurzgeschichte ein bisschen familiären Hintergrund zu gönnen.
Was ich ebenfalls schätze, ist dass Kommissar Baumgartner alles andere als antan von der Idee der Kommissarin ist, ihrem Neffen ein Beweisstück zu geben. Das transportiert ein Stück weit die Realität, die ich in einigen anderen Kurzgeschichten, die ich in letzter Zeit las, vermisst habe.

Auch hier gibt es selbstverständlich - wie es sich für einen Krimi gehört - Verdächtige:
Herr Kolbe hat mit seinem Hund Ralfi zusammen die Leiche gefunden. Der Bauunternehmer Mahler soll auf dem Grundstück des alten Hauses einen Supermarkt erichten. Der Bruder, Architekt Mahler, ist der Eigentümer des Grundstücks. Der Bürgermeister Herr Wernicke ist der Vater des Opfers und wähnt seinen Sohn in Thailand. Zu den hier genannten, kommen noch weitere Personen ins Spiel.
In diesem Krimi hat der Leser also ebenfalls ausreichend Gelegenheit, fleißig mitzuraten.

Die Auflösung ist solide, also nicht überragend. Dafür (einigermaßen) stimmig.
(SPOILER)
Ich frage mich, wie bitte schön eine SIM-Card einfach so aus einem Handy purzeln soll. Das ist mir bei all meinen Mobiltelefonen noch NIE passiert ...
(SPOILER ENDE)

Was man in diesem Kurz-Krimi nicht erwarten darf, sind eine dichte Atmosphäre oder ausführliche Beschreibungen. Dazu ist der Text zum einen zu kurz, und zum anderen sorgt die schlichte Sprache - wie oben bereits angesprochen - für einen naiven Gesamteindruck.

 

Fazit
Ein, in leicht verständlicher Sprache gehaltener, solider Kurz-Krimi, der durch seine Protagonisten lebt.